Da schaut man auf den Kalender und sieht die Monate April/Mai im Jahre 2021 und stellt dann fest: Vor 25 Jahren ist man mit dem Zug von Düsseldorf nach Krefeld-Oppum gefahren und zu Fuß Richtung Bischofstraße gegangen, um dort seine Arbeit als Marketing-Assistent bei GN Danavox im Hörgerätemarkt anzutreten. Wow, wie lange ist das denn her?
Und was waren das für Zeiten? Ich durfte die Einführung des ersten digitalen Hörgerätes, das DanaSound hieß, erleben, Produkte wie die Concertina-Reihe, das DFS-Genius, aber auch Technologien wie K-Amp waren tagtägliche Begleiter. Doch das Wichtigste für die damalige Führungsriege war es, den kleinen inhabergeführten Fachbetrieben (Marketing-) Elemente mit an die Hand zu geben, mit denen diese sich gegen die großen Ketten behaupten können. Es war das Jahr 1996 und KIND zählte z.B. 270 Filialen. Ja, genau, 270, heute unvorstellbar „klein“, wenn man schaut, wie sich der Markt entwickelt hat. Ein Amplifon z.B., gab es in Deutschland noch gar nicht.
In dem unscheinbaren Büro-Gebäude damals wurden auf der oberen Etage Hörgeräte vertrieben, während unten ein paar Räumlichkeiten waren, die zu einer Firma gehörten, die „Madsen“ hieß. Das kleine Unternehmen kümmerte sich engagiert um Messtechnik und deren Stern war eine sogenannte „Aurical“. Eine witzige Anekdote war, dass sich dort damals ein junger Mann bewarb, der am Telefon von den damaligen Servicedamen hörte, man würde viele „Oracle“-Produkte (die heute wohl noch berühmteste Datenbank des IT-Marktes) vermarkten, doch als er dann die Stelle antrat, war er perplex, dass „Oracle“ eben „nur“ „Aurical“ war und damit absolut gar nichts zu tun hatte. Trotzdem blieb er und hatte auch seinen Ehrgeiz daran, die Hörbranche mit zu entwickeln.
Und so zogen 25 Jahre ins Land, in denen GN (steht heute noch für die dänische „Great Nordic“ und wird heute noch von vielen damaligen Berufsgefährten liebevoll mit „Geht Nix“ hopps genommen) dann das Unternehmen ReSound kaufte, und Krefeld als deutschen Niederlassungs-Standort aufgab, um in die schöne Stadt Münster zu ziehen. Dass man in der Zentrale auch seine dänischen Wurzeln aufgab und von Taastrup nach Redmond zog, war damals für viele Beobachter schon nicht nachzuvollziehen und wie das Leben so spielt, durften diejenigen, die das im damaligen „Top“-Management entschieden hatten, recht zügig die Planungen für eine Rückkehr nach Dänemark beginnen.
Bemerkenswert ist es, dass mich viele immer wieder gefragt haben, warum ich denn in der Hörgerätebranche sei, es gäbe doch mit Telekommunikation- und Computerbranche viel interessantere Märkte… Ich antworte darauf noch heute, dass Hörtechnologie einfach etwas Tolles ist, für dass sich nach wie vor viel zu wenige Menschen interessieren, obwohl sie es eigentlich ihrem Hörvermögen nach müssten. Und so arbeiten viele, viele Menschen im Markt mit Eifer tagtäglich daran, dass die Distanz zu den Produkten und den vielfältigen Leistungen des überaus qualifizierten Fachpersonals steig abgebaut werden kann, Mosaikstein für Mosaikstein. Denn auch heute noch wissen viele Zeitgenossen mit einer Hörschwäche nicht, wie viel mehr an Lebensqualität sie durch unsere Hörtechnologie einfach zurück erhalten würden.
Vielleicht hilft auch dieser Blog ein kleines, sehr kleines Stückchen dabei, den Menschen zu erklären, dass Hörgeräte eben toll sind und nichts einfach ist, als in ein Fachgeschäft zu gehen und sich um sein (besseres) Hören regelmäßig zu kümmern.
Dies ist jetzt der letzte, kleine Artikel, den ich in diesem Blog als unabhängiger Beobachter des Marktes beisteuern kann, denn ab Sommer wird es mit der Unabhängigkeit vorbei sein und der Kreis wird sich zauberhafter Weise in Krefeld-Oppum schließen.
