Achim L.(Name ist dem Autor bekannt), 54 Jahre, steht in der Blüte seiner beruflichen Wirkungszeit und arbeitet als Vertriebsspezialist in einem weltweit agierenden, internationalen Unternehmen. Seit der ersten Januarwoche 2019 trägt er sein erstes Hörgerät und ich durfte während der Anpassung anwesend sein und ihn nun, nach mehr als zwei Monaten, dazu interviewen.
Herr L., wie sind Sie darauf aufmerksam geworden, dass sie sich mit dem Thema „Hörgerät“ beschäftigen müssen?
Achim L.: Es ist wie man es so oft überall lesen kann. Ich habe gemerkt, dass meine Frau den Lautstärkeregler am Fernseher auf „6“ stellt, während ich ihn, um alles zu verstehen auf „30“ stellen musste. Ich habe bemerkt, dass ich in meinen beruflichen Besprechungen nicht mehr alles verstehe, oft nachfragen muss und mir so manches mal sinnvolle Zusammenhänge von Sätzen denken musste.
Können Sie sich erinnern, wie lange Sie diese Umstände schon bemerkt haben bzw. wie lange Ihnen diese Dinge schon bewusst sind?
Achim L.: Tja, wenn ich ehrlich sein soll, dann merke ich das schon länger. Beruflich wie auch privat, denn im Familienkreis hat man mich schon oft darauf aufmerksam gemacht, dass ich wohl nicht mehr gut hören und verstehen kann. Ich denke, dass mir das schon fast zwei, zweieinhalb Jahre bewusst ist.
Warum haben Sie denn so lange damit gezögert, sich mit dem Thema „Hörgerät“ zu beschäftigen?
Achim L.: Na, es sind halt die typischen Gedanken. Ich fühlte mich weder alt, noch fühlte ich mich krank und dann hab ich gedacht, was wohl andere Menschen sagen würden, wenn sie meine Hörprothesen am Kopf entdecken würden. Ich hab mich quasi unwohl bei dem Gedanken gefühlt. Und dadurch fehlte mir auch der Antrieb, mal ins Internet zu schauen und mich zu erkundigen.
Und auf welchem Wege haben sich Ihre Gedanken dann geändert?
Achim L.: Ich habe jemanden kennengelernt, der im Hörgerätemarkt "unterwegs" ist und irgendwie sind wir auf dieses Thema zu sprechen gekommen und es wurde dann ein langes, hochinteressantes Gespräch, nach dem ich wusste, dass ich mich auch mal im Web informieren würde.
Das haben Sie dann auch gemacht, wie ich vermute. Was waren denn Ihre wichtigsten Kernthemen, zu denen Sie gesucht hatten?
Achim L.: Zunächst hab ich nach Preisen für Hörgeräte gesucht, dabei sogar Preislisten gefunden. Dann habe ich geschaut, wie es mit dem Thema unsichtbare Hörgeräte ausschaut, denn schließlich wollte ich ja niemals, dass irgendwer meine Apparate am Ende sehen kann. Und nach der netten Unterhaltung vorab habe ich nach einem unabhängigen Hörakustiker gesucht, der mich erst mal beraten sollte.
Unabhängig? Wie meinen Sie das genau?
Achim L.: Na, man hatte mir erzählt, dass die unabhängigen Hörakustiker mit ihren einzelnen Geschäften vollkommen frei in der Auswahl der Hörgerätetechnik sind. Dann sollen sie nicht zu einem Hersteller-Konzern gehören und damit eben wirklich frei in ihrer Beratung für mich. Da gibt es keinen, der ihnen Anweisungen in Sachen Marke, Technik, Beratungszeit oder Rabatt-Möglichkeiten gibt. Aus meiner beruflichen Erfahrungen weiß ich sehr gut, wie das ist, wenn z.B. in einem Filialbetrieb genau festgelegt wird, zu welchen Produkte man greifen muss, oder wieviel Zeit man sich für eine Kundenberatung nehmen darf. Das hielte und halte ich für das Thema Hörgeräte für sehr kritisch. Und daher habe ich von Anfang an nach einem kleinen, unabhängigen Inhaberbetrieb geschaut.
Und Sie haben auch einen gefunden, wie man weiß.
Achim L.: Ja, zum einen durch ein Video im Internet, in dem sich der Betrieb vorstellt, zum anderen durch die Internetseite und zum dritten durch eine persönliche Empfehlung.
Und? Sind Sie derzeit zufrieden?
Achim L.: Absolut. Alleine die Zeit bei meinem ersten Besuch, die man sich dort dann für mich nahm, war sehr beeindruckend. Mehr als zwei Stunden hat man sich mit mir unterhalten, mir Möglichkeiten gezeigt, einen umfangreichen Hörtest gemacht (der im Gegensatz zu dem bei meinem HNO-Arzt wirklich sehr, sehr ausführlich war) und immer wieder Dinge über meine Hörerfahrungen gefragt, die dann wohl letzten Endes ein genaues Bild ergeben haben, das meine Hörleistung zeigt.
Eine kleine Frage zwischendurch: Wissen Sie eigentlich, welche Hörgeräte-Marke Sie gerade tragen?
Achim L.: Nein. Überhaupt nicht. Ich habe keinen Schimmer, auch wenn die natürlich in meiner Bedienungsanleitung stehen wird. Aber ich weiß nur, dass ich ein Hörgerät trage.
Gab es einen Moment, den Sie bei dem Beratungsgespräch besonders hervorheben würden?
Achim L.: Ja, absolut. Ich wollte ja unbedingt die unsichtbaren Hörgeräte haben, die man in sein Ohr hineinschieben kann. Und der Chef dort hat mir sogar welche auf mich abgestimmt gegeben und ich habe sie ins Ohr hineingedrückt. Und dann hab ich beim Hören und bei der Bewegung meines Mundes gemerkt, dass das ein ganz komisches Gefühl war. Es ist schwer zu beschreiben, fühlte sich aber sehr unwohl, unnatürlich und belastend an. Und das habe ich sofort gesagt und der Akustiker hat mich dann darauf hingewiesen, dass er selbst Hörgeräte tragen würde, die ich jetzt auch mal ausprobieren solle. Und die hatte ich übrigens auch gar nicht gesehen, also irgendwie sind diese Dinger so klein, wie ich mir das nicht vorstellen konnte.
(ENDE Teil 1, Teil 2 folgt schnellstmöglich)